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Thomas Hausmanninger
Eine Begriffskl?rung

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1. Begriff:

M. ist eine normative Besch?ftigung mit Medien unter moralischen Gesichtspunkten. Medien wiederum sind Instanzen der Vermittlung. Ihr Begriff kann entsprechend alles kennzeichnen, das Tr?ger von Vermittlungsleistungen sein kann - von Verkehrsmitteln als Medien der Mobilit?t über Geld und Macht als entsprachlichten Medien gesellschaftlichen Handelns, Telefon und Fax als sprach- bzw./und bildvermittelnden Medien personaler Kommunikation bis hin zu Zeitungen, Film und Fernsehen als ?anonymen?, unmittelbare personale Kontaktnahme nicht erfordernden Vermittlern mindestens auch sprachlicher gesellschaftlicher Kommunikation. In der Regel wird als M. dabei lediglich die ethische Besch?ftigung mit den letztgenannten, l?ngere Zeit als ?Massenmedien“ bezeichneten ?anonymen? Vermittlungsinstanzen betrachtet; neuerdings tritt zu diesen noch die sowohl personale als auch ?anonymisierte? Austauschprozesse erm?glichende Computerkommunikation, die jedoch meist unter dem Titel ?Informationsethik“ behandelt wird. Den systematischen Gegenstand der m. Reflexionen bilden, wenngleich nicht immer explizit bewusst, die kommunikativen Funktionen der Medien, d.h. n?herhin ihre informative, unterhaltende und kunstvermittelnde kommunikative Leistung. Befragt wird diese Leistung hin auf ihre Bedeutung für die individuelle Konstitution eines guten Lebens, ein gedeihliches Sozialverhalten (und entsprechende erzieherisch-bildende Relevanzen) sowie eine verantwortbare Entwicklung gesellschaftlicher und politischer Prozesse. Ziel der M. ist es dabei einmal, aufzuzeigen, dass und wie Medien ihre kommunikativen Funktionen in einer für die individuelle Selbstkonstitution und das gesellschaftlich-politische Leben f?rderlichen Weise erfüllen k?nnen, sowie zum anderen, dies durch entsprechende Normierungsvorschl?ge dauerhaft einl?sbar zu machen.

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2. Geschichte:

Die Geschichte der M. verzahnt sich mit der Geschichte der Medienentwicklung, der Sozialgeschichte und der politschen Geschichte. Diese Verzahnung ist zu gro?en Teilen reaktiv - M. reagiert auf Entwicklungen - und nur partiell innovativ - (meist implizite) M. treibt Entwicklungen voran. Anf?nge m. ?berlegungen finden sich mindestens seit der Erfindung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert. Bezieht man die Auseinandersetzung um ?berg?nge von der oralen Kultur mündlicher Erz?hl- und Reflexionstraditionen zur Schriftkultur mit ein, lassen sie sich bis in die Antike zurückverfolgen: So wertet etwa Platon die Verschriftlichung ?u?erst kritisch, sieht durch schriftliche Aufzeichnungen - die ersten ?Medien“ - die Gefahr des Schwindens von aktuell gewusstem Wissen sowie eines Verlust der Authentizit?t und Genauigkeit vermittelter Gehalte mit dem Effekt sozialgef?hrlicher Halbbildung und Fehlverstehens bei den Massen (hoi polloi) etc. (Phaedr. 275e; vgl. Slezák 1985). M. im modernen, auf Massenmedien bezogenen Sinn ergibt sich jedoch erst im 19. und 20. Jahrhundert. Bedingungsumfeld sind die neuzeitlich-moderne Wende zum Subjekt, die im Gefolge der Aufkl?rung geschehende konkrete und zunehmend allgemeine Einforderung der Subjektautonomie in Gestalt politischer Mitspracherechte, die allm?hliche Verbesserung des Lebensstandards durch die Industrialisierung sowie die Durchsetzung der Alphabetisierung und der allgemeinen Schulpflicht in Europa und den USA um die Mitte des 19. Jahrhunderts: Mit der Wende zum Subjekt wird idealiter der Mensch schlechthin, unabh?ngig von allen seinen individuellen empirischen Bedingtheiten und Schichtzugeh?rigkeiten, Instanz der Weltkonstruktion und Weltbew?ltigung. Im Prinzip der Autonomie findet sich zugleich Kompetenz wie Recht auf individuellen Selbstentwurf und Mitgestaltung des gesellschaftlich-politischen Lebens grunds?tzlich fixiert. Die auf Ver?nderung der empirischen Verh?ltnisse zielende aufkl?rerische Forderung ?ffentlichen Vernunftgebrauchs, der sozialgeschichtliche Umbruch von der St?ndegesellschaft zur bürgerlichen Gesellschaft und die als politische Clubs, Kaffehauszirkel und Salongesellschaften sowie durch Zeitungen und Zeitschriften entstehenden bürgerlichen Diskurs?ffentlichkeiten, die politische Umschichtung von aufgekl?rten Oligarchien zu demokratischen Gesellschaften mit allgemeinen Mitwirkungschancen und die Erweiterung der ?ffentlichkeit zu einem alle Schichten einbeziehenden Raum sind daher systematisch von dieser ideellen Wende her zu verstehen. Historisch-faktisch z?hlen zu den Voraussetzungen hierfür jedoch ebenso die Hebung des Bildungsstandards sowie die daran gebundene Entwicklung kultureller, politischer und diskursiver Kompetenzen und Interessen, die erst im Gefolge der Durchsetzung von Alphabetisierung und Schulpflicht sowie flankiert von der allm?hlichen Verbesserung des Lebensstandards vermittels der Industrialisierung und ihrer sozialen Z?hmung geschehen. Diese Entwicklungen erlauben es daher auch erst, dass ein Massenpublikum für Medien entsteht und neue Techniken sowie Medien sich wirksam etablieren k?nnen. Mediengeschichtliche Marksteine sind dabei die Erfindung mechanischer Drucktechniken im 19. Jahrhundert, der Wechsel der Tageszeitung vom Abbonnementvertrieb zum Stra?enverkauf in den USA um 1895, die Heraufkunft der Massenliteratur (Kolportageroman, ?Groschenheft“, ?Dime Library“) nach der Mitte des 19. Jahrhunderts und die Entstehung des Films um 1895. Im 20. Jahrhundert sind zu nennen der Rundfunk (um 1900), das Fernsehen (um 1935), Video (wirksam ab den 80er Jahren) und die neuen Informationstechnologien (Computer, CD-Rom, WWW etc.; ab den 90er Jahren). M. wird in diesem Prozess zun?chst weitgehend implizit im Rahmen p?dagogischer, kunsttheoretischer, juristischer oder gesellschaftstheoretischer Diskurse betrieben. Sie spielt v.a. im aufkl?rerischen Kontext eine innovative Rolle: Die Forderung der ?Freiheit der Feder“ steht als m. Desiderat in einem fortschrittlichen politisch-ethischen Kontext, dem auch die nach und nach geschehende Durchsetzung der Pressefreiheit in den sich demokratisierenden Staaten zuzurechnen ist. Im Gegenzug etablieren sich jedoch von Beginn an auch reaktive, auf die mediale Entwicklung und die politisch-sozialen Ver?nderungen ex post eingehende normative Diskurse, die im Rahmen einer allgemeinen Modernit?tskritik vorgebracht werden. Ihre Forderungen richten sich in der Regel auf eine Beschr?nkung medialer Kommunikation und speisen sich meist aus rückw?rtsgewandten Sehnsüchten nach überlebten sozialen und politischen Verh?ltnissen. In Deutschland stellt einen ersten gro?en Schub die Anti-Trivialliteratur-Bewegung im Rahmen der konservativen Kulturreformbewegung des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts (Kunstwartkreis, Dürerbund etc.) dar, die beinahe nahtlos in die Kinoreformbewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts einmündet. Daran schlie?en sich jeweils bei Entstehung eines neuen Mediums Neuauflagen und Revitalisierungen der von diesen ersten beiden Bewegungen systematisierten medienkritischen und normativen Argumentationsformen an (Filmerziehung der 50er und 60er Jahre, W. Glogauer u.a. in den 80er und 90er Jahren). Weitgehend reaktiv bleiben auch die - gleichwohl auf einer grunds?tzlichen Parteinahme für die Aufkl?rung und das emanzipative Potential des ?Projekts der Moderne“ (J. Habermas) aufruhenden - medienkritisch-normativen ?berlegungen der Kritischen Theorie und ihrer Fortschreibung (D. Prokop u.a.).
Seit dem Ausgang der 70er Jahre und bef?rdert durch einige sensationelle mediale Entgleisungen (Gladbecker Geiseldrama, Benneton-Werbekampagne), die Einführung des Privatfernsehens in den 80er sowie die Expansion der Computerkommunikation in den 90er Jahren entsteht gleichwohl neben diesen impliziten m. Diskursen eine explizite M., die innerhalb der Philosophie, Kommunikationswissenschaft, Theologie und von Medienschaffenden selbst betrieben wird (H. Boventer, M. Haller, Th. Hausmanninger, G.W. Hunold, M. Rühl, St. Ru?-Mohl, U. Saxer u.a.). Sie siedelt sich zu gro?en Teilen jenseits rückw?rtsgewandter, kontramoderner Sehnsüchte, aber auch jenseits des allgemeinen Pessimismus? der Kritischen Theorie an. ?hnliche Entwicklungen finden sich in Frankreich, Italien und den USA. Eine bemerkenswerte Sonderentwicklung stellen dabei im frankophon-romanischen Raum die (teilweise noch implizit bleibenden) m. Diskurse der Postmoderne (J. Baudrillard, U. Eco u.a.) dar. In den USA wiederum zeigt sich von Beginn an eine st?rkere Gewichtung der Freiheitsoption. Diese führt gleichwohl auch zu fallweisen Experimenten mit rigiden politisch-moralischen Beschr?nkungsma?nahmen, die in der Regel entweder unmittelbar mit der politischen Geschichte und patriotischem Bewusstsein verbunden sind (Film-Code im II. Weltkrieg, McCarthy-Ausschüsse gegen ?antiamerikanische Umtriebe“) oder von selbstorganisierten Teil?ffentlichkeiten ?demokratisch“ durchgesetzt werden (Comics-Code von 1954 bis 1971). Darüber hinaus weisen die m. Diskurse eine st?rkere Verklammerung mit der Medienpraxis auf.
In der katholischen Kirche erm?glicht die Existenz des Lehramts bereits früh allgemeine normative (und so m.) Stellungnahmen, Weisungen und institutionelle Ma?nahmen. Das früheste Dokument dürfte die Konstitution ?Inter multiples“ (Innozenz VIII., 1485) sein, die das Institut der kirchlichen Druckerlaubnis (bzw. deren Verweigerung) als Instrument der Beschr?nkung medialer Kommunikation einführt. Hieran schlie?t sich eine lange Tradition reaktiver M. an, die sich im Umbruch zur Moderne aus kontramodernen, allgemein freiheitskritischen und regressiven Positionen speist und erst ab Leo XIII. anfangshaft (keine absolute Verwerfung der Medienfreiheit mehr) und dann seit Pius XII. nachhaltiger (Positivwertung der ?ffentlichen Meinung) zu einer allm?hlichen Wende findet. Erst Johannes XIII. jedoch nimmt die Kommunikationsfreiheit in den Katalog der Menschenrechte auf; ab dem II. Vatikanum ergibt sich dann eine intensivere modernit?tsfreundliche ethische Wertung der Medien, die ihren theoretischen Ausdruck in verschiedenen Dokumenten (?Inter mirifica“, ?Communio et progressio“, ?Aetatis novae“ etc.) findet.

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3. Theorie:

Die m. Konzepte fallen unterschiedlich aus, je nachdem, welches Ethikverst?ndnis zugrundegelegt und welche ?sachspezifischen? Voraussetzungen gemacht werden. Für den deutschen Diskurs l?sst sich dies wie folgt systematisieren: Ein rechtskonservatives, kontramodernes Konzept entwickelt sich herauswachsend aus der Anti-Trivialliteratur-Bewegung (G. Schulze u.a.), gewinnt durch die Kinoreformbewegung (K. Lange, H. H?fker, A. Hellwig u.a.) ihre grundlegende argumentative Gestalt, die von der Filmerziehung (M. Keilhacker, W. Hennig, L. Kerstiens, A. Neuh?usler, W. Tr?ger u.a.) erg?nzt und durch Glogauer u.a. in die Gegenwart tradiert wird. Ausgearbeitet wird zun?chst ein Set in erster Linie inhaltsbezogener medienkritischer Vorwürfe: Durch die Mediengehalte werde a) eine allgemeine moralische Primitivierung eingeleitet, die sich insbesondere als b) Sexualisierung und c) Kriminalisierung konkretisiere. Die Kinoreformer erg?nzen dies durch den Vorwurf einer partiell hieraus entspringenden, partiell durch Sozialkritik verursachten d) gesellschaftlichen Destabilisierung; die Filmerziehung setzt an die Stelle dieses Vorwurfs den eines sozialgef?hrlichen Werteverfalls, w?hrend Glogauer u.a. von einer ?Zerst?rung der sozial-moralischen Grundlagen der Gesellschaft“ sprechen. Schlüssig gemacht werden diese Vorwürfe durch a) eine negative Anthropologie, die den Menschen als destruktiven Hedonisten (?urzeitlicher Schl?chter“, ?Triebwesen“) und Moralit?t als lediglich kulturell-zivilisatorische Domestizierungsleistung dieser naturalen Basis zeichnet. Insofern jedes Ethos demnach contra naturam etabliert worden ist, gelten insbesondere die Revitalisierungen des Verdr?ngten, das Spiel der Medien mit den naturalen Strebungen des Menschen als gef?hrlich. Daneben erscheint b) insbesondere die ?ungebildete Masse“ der ?unteren Schichten“ als mangels zivilisatorischer Domestikation gef?hrdet und zudem als Brutst?tte amoralischer Subkulturen. Schlie?lich wird d) den Mediengehalten qua Quantit?t eine ?berschwemmungs- und Umerziehungswirkung unterstellt. Da in diesem Verst?ndnis Ethik nur als (kognitive) Z?hmung der Natur und Errichtung von Barrieren gegen die naturalen Strebungen erscheint, richtet sich die m. Normierung dann in erster Linie auf die Schaffung rechtsbewehrter Beschr?nkungen der inhaltlichen Medienproduktion. Im angels?chsischen Bereich finden sich - ohne direkte wirkungsgeschichtliche Beziehungen - Parallelen hierzu; kongenial formuliert in den 70ern etwa bei R. Goulart oder in den 80ern bei N. Postman.
Neben diesem Konzeptstrang zeigt sich ein im weiteren Sinn linksemanzipatives, modernit?tsdialektisches bzw. postmodernes Konzept. In Deutschland grundgelegt wird es durch die Kritische Theorie, die ihre Modernit?tskritik als Kritik der instrumentellen Vernunft entwirft: Gesetzt hat demnach die Menschheit ihre Hoffnung von Beginn an auf eine ?berwindung der Natur durch deren vernünftig-instrumentelle Verzweckung, jedoch frühzeitig bereits die instrumentelle Perspektive zus?tzlich auf sich selbst und die Gesellschaftsorganisation gewendet. Obschon zu Teilen eine Klasse der Herrschenden und Besitzenden von dieser Entwicklung noch profitiert, wird seit der Aufkl?rung und insbesondere durch den Kapitalismus die vernünftige Instrumentalisierung nicht nur zunehmend perfekter und perfider, sondern selbstl?uferhaft und (letztgemessen am rationalen Ziel der Emanzipation) irrational. Medien werden in diesem Kontext Stützen des instrumentellen Systems, die der Profitmaximierung und Herrschaftsverschleierung einerseits, der Stillstellung m?glicher Protest- und Revolutionsenergien andererseits dienen und den gegebenen Zusammenhang als den besten aller m?glichen darstellen. Durch bleibende Parteinahme für die emanzipativen Hoffnungen der Aufkl?rung und Moderne entdeckt sich der Kritischen Theorie dieser Zusammenhang als entwürdigender; eine humane L?sungsperspektive scheint jedoch nur ex negativo in der Kunst ?als Platzhalter“ verlorengegangener Humanit?t (Th.W. Adorno) auf. Entsprechend kann auch M. lediglich als Medienkritik vorgebracht werden, die durch Entlarvung des ?unwahren Ganzen“, der ?schlechten Totalit?t“ (Adorno) eine Ahnung des Besseren aufscheinen l?sst. Daran anknüpfend, jedoch mit dem Wunsch, konstruktive Perspektiven aufzuzeigen, widmet sich die Kritische P?dagogik in den 70ern einer Dekonstruktion der ?Manipulation durch Massenmedien“, insbesondere bei den Trivialmedien (Comics, Film, Boulevardzeitung, Werbung). M. Zielnorm ist mündiger Umgang mit den Medien und deren Nutzung zur gesellschaftskritischen Bewusstseinsarbeit (H. Giffhorn u.a.). In Frankreich entwickelt v.a. J. Baudrillard die Grundgedanken der Kritischen Theorie zu einer ethisch unterfutterten, aus einem unausgesprochenen Emanzipations- und Eigentlichkeitsideal lebenden postmodernen Medienkritik weiter, die das instrumentelle Gem?chte und den adorno?schen ?Verblendungszusammenhang“ nun als gigantische ?Simulation“ rekonstruiert, in welcher Realit?t wie Subjekt ihrer Bedeutung, Identit?t und Authentizit?t verlustig gehen. Kongenial zur Kritischen Theorie werden konstruktive Perspektiven nicht mehr entworfen. Der Verlust des Subjekts und die Totalisierung eines selbstl?uferhaften instrumentellen Verdinglichungsprozesses besch?ftigt im angels?chsischen Bereich u.a. J. Weizenbaum, nun bezogen v.a. auf die Computerkommunikation und Künstliche Intelligenz. Wie verschiedene andere amerikanische Computerkritiker sucht Weizenbaum jedoch trotz seines der Kritischen Theorie verwandten, modernit?tsdialektischen Ansatzes L?sungen durch Rückwendung auf vormoderne, antitechnische Authentizit?ts- und Lebensformen und bewegt sich so gewisserma?en zwischen den beiden Str?ngen impliziter M..
Die explizite M. der Gegenwart nimmt partiell Theoreme dieser beiden gro?en Str?nge auf, bietet im ganzen jedoch ein eigenst?ndiges und relativ plurales Bild. Sie l?sst sich entlang aufgenommener gesellschaftstheoretischer und ethischer Paradigmen systematisieren. So zeigen sich zun?chst Bemühungen, die vorrangig individualethisch angesetzt sind und im weiteren Sinn aristotelisch-tugendethisch argumentieren. Themenbereich ist meist die journalistische Ethik, d.h. die informationelle Funktion der Medien, Ziel die Begründung und Detaillierung eines journalistisch-informationellen Ethos, das an Wahrheit, Transparenz, Fairness, Respekt vor den involvierten Personen etc. orientiert ist. Zentraler Vertreter einer aristotelisch-tugendethischen Orientierung in Deutschland ist H. Boventer. Im angels?chsischen Bereich spielen einerseits kommunitaristische Elemente in die Theoriebildung hinein (R. Barney, J. Black), andererseits sind die theoretischen Diskurse stark mit Bemühungen um ?professional codes“ im Presse- und Computerbereich verwoben (L. Day, J. Iggers, M. Bugeja u.a.). - Einige Autoren versuchen zudem ausgehend von der Diskurstheorie und Diskursethik J. Habermas? zu einer M. vorzudringen (B. Laux, W. Lesch, E. Arens). Der bislang gro?angelegteste Versuch von E. Kos (1997) nimmt dabei die interpersonale Kommunikation als eigentliches normatives Grundmuster und stellt die generelle m. Maxime auf, dass mediale Vermittlung stets (der Fortsetzung in) der allein authentischen personalen Kommunikation zu dienen habe. Dabei setzen sich im Rücken eine Pr?valenz der informationellen Funktion der Medien und ein Eigentlichkeitsideal durch, das die unterhaltende und kunstvermittelnde Funktion verkürzen und ?einsam?-subjektzentriert bleibende Medienrezeption diskriminieren. Als einer der Wenigen versucht Kos (unter Aufnahme entsprechender Bemühungen der lehramtlichen Dokumente) den Aufschwung zu einer Theologie der Medien. - Einen scharfen Kontrast v.a. zu der individualethischen Ausrichtung bilden schlie?lich Theorien, die an die Systemtheorie von N. Luhmann anschlie?en und die Medien als ausdifferenziertes gesellschaftliches Teilsystem mit transpersonalen Gesetzlichkeiten betrachten. Entsprechende ethische Regelungen müssen daher jenseits des subjektiven Ethos in die Systemstrukturen selbst eingebracht werden bzw. als in diese eingebundene reflektiert werden (M. Rühl, U. Saxer). Die dabei entworfene Systemethik der Medien hat enge Verwandtschaften mit einem strukturethischen Zugang (Th. Hausmanninger, Th. Bohrmann), der Normen auf den drei Ebenen der rechtlichen Rahmenordnung (Verfassung, Gesetzgebung, internationale Organisationen), der institutionalisierten Selbstbindung (branchenspezifische Codes, transnationale Vereinbarungen) und des individuellen Ethos (Berufsethos) einbringen m?chte. Im Unterschied zur Systemethik, die Moralit?t als Teil der Systemfunktionalit?t fassen m?chte, misst der strukturethische Entwurf der Ethik eine Begründung eigenen Rechts und eine eigenst?ndige, funktional nicht ausreichend rekonstruierbare normative Bedeutung zu. W?hrend die Systemethik sich bislang weitgehend auf die informationelle Funktion der Medien beschr?nkt und als journalistische Ethik formuliert, widmet der strukturethische Zugang auch (und st?rker) der unterhaltenden und kunstvermittelnden Funktion seine Aufmerksamkeit. W?hrend diese Zug?nge trotz ihrer im einzelnen gegebenen Differenzen immerhin darin übereinkommen, normative Konzepte zur regelnden Gestaltung der medialen Kommunikation sein zu wollen, zeigen sich neuerdings auch erkl?rt nicht-normative Zug?nge. Diese treten entweder unmittelbar unter dem Signum der Metaethik auf (R. Leschke). Oder sie lassen sich dieser paradigmatisch zurechnen, weil sie sich in erster Linie auf die Beschreibung der Genese und des Schicksals von normativen Vorstellungen im Medienbereich zuwenden. Solche Zug?nge entfalten etwa der Radikale Konstruktivismus (S.J. Schmidt), die Semiotik (P. Grimm) oder die Existenzialontologie (R. Capurro). - Unter den Begriffen ?Cyberethik“ und ?Informationsethik“ entstehen zudem derzeit m. Entwürfe, die sich v.a. auf die Computerkommunikation richten (S. Turkle, M. Sandbothe, W. Rauch, Th. Hausmanninger, R. Capurro, G. Bachleitner u.a.). Mitunter rückt dabei jedoch angesichts der Faszination durch demokratisierende Effekte (staatlich) unkontrollierbarer Kommunikation die Frage der moralischen Kontrolle und Gestaltung zugunsten eines emphatischen Pl?doyers für Medienfreiheit etwas in den Hintergrund (Bachleitner u.a.). Hiergegen stehen - ?hnlich emphatisch - gleichwohl auch kulturpessimistische (und oft eher imlizit m.) Positionen, die den Untergang von Kultur und Zivilisation im ?Datenmüll“ und ?digitalen Nirvana“ perhorreszieren sowie nicht selten in der Klage über das Versagen repressiver Ma?nahmen im globalen Raum des Internet den Wunsch nach eben solchen erkennen lassen (R. F?ldy, B. Guggenberger u.a.). In enger Verklammerung mit den Nutzern der Computerkommunikation bildet sich gleichwohl auch ein Reflexionsprozess über M?glichkeiten der institutionalisierten Selbstbindung und der kommunikativen Stimulation individuellen Ethos? heraus, der auf eine konstruktive m. Bew?ltigung der neuen Kommunikationsm?glichkeiten abstellt (Sandbothe, Capurro u.a.).

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4. Praxis:

Entstammt dem Gefolge der Aufkl?rung in erster Linie die Durchsetzung von Freiheitsrechten und damit auch der Medienfreiheit, so sind es zun?chst und l?ngere Zeit v.a. die reaktiven, modernit?tskritischen Diskurse, die Praxiswirksamkeit entfalten: Sie schlagen sich in rechtlichen Regelungen sowie institutionellem Handeln zum Schutz bestimmter Grundwerte und weiterer Wertvorstellungen im Bereich medialer Kommunikation nieder. In der deutschen Mediengesetzgebung und den Prüfkriterien von Institutionen wie der FSK, FSF und BPjS etwa sind daher noch immer Elemente der initialen Entwürfe der Kinoreformer spürbar, die das Württembergische Lichtspielgesetz von 1914 und auf dessen Grundlage das Reichslichtspielgesetz von 1920 mit hervorgebracht haben. Obschon dies auch als Anla? zu einer ?berprüfung gegenw?rtig geltender Regeln aufgefa?t werden kann, bleibt ebenso zu vermerken, dass hierdurch über die blo?e Freiheitser?ffnung hinaus ebenso m. Desideraten entsprochen worden ist, die sich auch aus einer modernit?tsfreundlichen Perspektive ergeben und begründen lassen - so entstammen z.B. Jugendmedienschutzregelungen prim?r diesen Diskursen. Praxiswirksam waren jedoch auch die linksemanzipativen Diskurse, die v.a. vermittelt über die Kritische P?dagogik eine mündigkeitsorientierte Medienp?dagogik mitinitiiert haben. Neuere m. Entwürfe haben gleichfalls Praxiswirkung, insbesondere dort, wo sie in engem Kontakt bzw. Diskurs mit Medienschaffenden und medial Kommunizierenden zustandekommen. Der genannte m. Diskurs im WWW kann als aktuellstes Beispiel wie auch Bew?hrungsfeld hierbei betrachtet werden. Unabdingbar zur Praxiswirkung der M. ist zudem die kirchliche Medienarbeit zu rechnen, vermittelt nicht zuletzt über die AV-Medienstellen.

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Literatur:

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